Ein Tag mit dem BMW i3

Update 04/2020

Update: 01. Juli 2020

Der Beitrag ist im Jahr 2018 entstanden. Ich habe alle relevanten Produktdaten aktualisiert und einige Fakten noch einmal nachrecherchiert. B&K hatte mir damals den den BMW i3 (Leergewicht: 1.320 kg) mit dem schwächsten Motor (125 KW/170 PS) und einer 94 Ah Batterie* zur Verfügung gestellt. Dieser i3 hatte einen Verbrauch von 13,6-13,1 kWh und startete bei einem Preis von 37.550 € (Preisliste März 2018). Die angegebene elektrische Reichweite (Gesamtreichweite im Alltagsbetrieb) betrug hier noch 290-300 KM**.

 

Datenblatt. Preise. Stand: Juli 2020

BMW bietet zwei voll-elektrische Fahrzeuge an – den i3 und den i8. Besser gesagt bot an - traurige Nachrichten für die Auto-Enthusiasten unter euch, die gerne etwas mehr ausgeben und es sportlich mögen - die Produktion des i8 Coupé mit 275 KW/374 PS (ab  138.000 € - also ein wahrer Schnapper) wurde nach 6 Jahren (April 2020) eingestellt.

 

Der BMW i3 (Leergewicht: 1.345 kg) mit dem schwächsten Motor (125 KW/170 PS), einer 120 Ah Batterie* und einem Verbrauch von 13,1 kWh/100 km startet bei einem Preis von 38.016 € (Preisliste Juli 2020 mit 16% MwSt). Er hat eine elektrische Reichweite (Gesamtreichweite im Alltagsbetrieb) bis zu 260 KM**. Es wird noch ein stärkeres Modell (i3s) mit 135 KW/184 PS angeboten (ab 41.526 €) mit identisch angegebener "Alltagsreichweite".

(Hinweis: Reichweitenangaben und Begriffe unterscheiden sich je nach Hersteller und sind schwierig aufgrund diverser Abhängigkeiten: Fahrweise, Geschwindigkeit, Topografie und Nutzungsgrad elektrischer Verbraucher - zusätzlich wird das WLPT-Ergebnis angegeben, um eine bessere Vergleichbarkeit unter den Elektrofahrzeugen zu haben).

 

Nicht mehr angeboten wird der Range Extender (Rex) – also auf gut Deutsch einen „Reichweitenverlängerer“. Dabei handelte es sich um einen wassergekühlten Zweizylinder-Benzinmotor, der, wenn sich die Ladung der Batterie dem Ende neigte, ansprang und diese wieder auflud. Mit dem 9-Liter-Tank konnte eine zusätzliche Reichweite von etwa 120 bis 150 km gewonnen werden. Dieser Motor war ausschließlich zum Laden der Batterie da, angetrieben wurde das Auto ausschließlich vom Elektromotor, ansonsten hätte es sich um einen Hybrid gehandelt. Für diesen Hilfsmotor veranschlagte BMW einen ungefähren Aufpreis von 4000 €.

 

 

Mehr Infos:

 

https://www.bmw.de/content/dam/bmw/marketDE/bmw_de/new-vehicles/pdf/Preisliste_I01_09.pdf

 

* Zu Beginn betrug die Batterie 60Ah. Was positiv herauszustellen ist, dass BMW ein Retrofit-Programm anbot - auf Wunsch erfolgte kostenfrei der Tausch der Batterie.

** Die normierte und theoretische Reichweitenmessung nach dem Standard „Neuer Europäischer Fahrzyklus (NEFZ)“ von 1996 wird auf dem Rollenprüfstand ermittelt. Die dabei ermittelte Reichweite kann aufgrund optimierter Bedingungen deutlich über dem realen Wert liegen.

 

 

https://www.bmw.de/de/neufahrzeuge/bmw-i/i3/2017/auf-einen-blick.html
https://www.bmw.de/de/neufahrzeuge/bmw-i/i3/2017/auf-einen-blick.html

Die ersten Erfahrungen.

Als ich den Kleinen abgeholt habe, übergab mir die Dame den Wagen - angeblich vollgeladen. Sie staunte selbst, als sie mir vollgeladene 160 KM mündlich zusicherte und mir das Display aber nur noch 120 KM zugestand. Es war zu diesem Zeitpunkt sehr kalt und der i3 eine kleine Eiskugel – das Enteisen und die hierfür notwendige Heizung hatten ihm ordentlich Energie geraubt. Da ich keinerlei Erfahrung mit diesem Fahrzeug hatte und Sorge hatte, während der Fahrt stehen zu bleiben, fuhr ich mit meinem Eiskabinett ohne Gebläse weiter und gewann so die Kilometer zurück. 

 

Der Schaltknauf befindet sich als Hebel am Lenkrad. Ständig greife ich noch zur Mittelkonsole ins Nichts und auch die Stellung der Automatik ist mit R und D im Vergleich zum gewohnten Automatik-Knauf vertauscht, aber das ist alles reine Gewöhnungssache. Ebenfalls neu ist die starke Motorbremse, denn es ist kaum noch notwendig die Bremse zu betätigen. Geht man vom Gas erfolgt die Energierückgewinnung und man wird gerade zu an die Frontscheibe gepresst. Tatsächlich erleuchten dann aber auch die Bremslichter - gefühlt hätte ich sonst jedes zweite Auto in meinem Heck gehabt.

 

Das Gefühl.

Das Gefühl in diesem Auto – den anderen überlegen zu sein. :-D Mit der Nasenspitze weit oben fuhr ich an all den stinkenden, altmodischen Fahrzeugen vorbei und mit jedem Meter schwoll die Brust weiter an, der Umwelt Gutes tun – oh, oh hatte sich dort etwa der Öko in mir gemausert? ;-)

 

Die Geräuschkulisse.

Insgesamt hätte ich angenommen, der Wagen sei leiser. Die Abrollgeräusche sind doch sehr laut und mein inzwischen sehr gut gedämmter Diesel lässt auch kaum wirklich mehr Geräusche zu. Die immer wieder auftauchenden Kamikaze-Anfälligen Menschen an dem Tag, scheinen ihn nicht wahrzunehmen. Denn immer wieder gehen mir die Leute nicht aus dem Weg oder überqueren unnachsichtig die Straße – das passiert mir mit meinen 2er "Traktor" sonst nicht. Das leichte Suren beim Beschleunigen klingt irgendwie cool und inzwischen drehe ich absichtlich die Musik ab, um den ungewohnten Geräuschen des Wagens zu lauschen.

 

Unterschätzt!

Aber auch auf der Straße scheint das Gefährt nicht den genügenden Respekt zu bekommen und da bin ich anderes gewohnt. Es wirkt, als würden viele ihn unterschätzen, dabei benötigt der Kleine 7,3 Sekunden von 0 auf 100 ohne Zugkraftunterbrechung und lässt schon mal den einen oder anderen Verbrenner staunend hinter sich! (max. Drehmoment 250 NM). – Ich bin beeindruckt!

Bei 150 ist allerdings Schluss – aus Effizienzgründen.[1]

 

 

Exterieur/ Interieur

Nachdem ich glücklich auf der Arbeit angekommen bin – konnte ich die Kollegen nur wenig mit meiner Begeisterung anstecken. Recht zwiegespalten sind die Meinungen.

Der ein oder andere geht an dem Wagen interessiert vorbei und schaut, während die Großzahl meiner Kollegen eher von der „Kiste des Grauens“ sprachen. ;-)  Aber da stehe ich drüber – irgendwie hat der Kleine es mir ein wenig angetan – ich stehe zu ihm.

Der i3 ist ein solides kleines Fahrzeug – im Innenraum wirkt er recht schick, viele der verarbeiteten Materialien stammen aus regenerativen Quellen – Nachhaltigkeit ist das Thema beim i3.

 

 


[1] https://www.springerprofessional.de/automobil---motoren/batterie/born-electric-bmw-i3-weltpremiere-in-new-york-london-und-peking/6562128?redirect=1

Dennoch fragt man sich immer ein wenig, auch in Bezug auf die Reaktion vieler, warum müssen die Elektrofahrzeuge wie lieblose Kinder im futuristischen Design eines Spaceshuttles auftrumpfen. Ich bin nun wirklich nicht Tessla begeistert, aber sind diese Designs doch ein wenig mehr ansprechend, weil sie mehr dem „üblichen“ Fahrzeugdesign entsprechen?

Tanken, wie jetzt?

2018 machte ich noch eine Menge schlechte Erfahrungen mit den Lademöglichkeiten (insbesondere auch bei den Stadtwerken). Die Infrastruktur war kaum (unterirdisch) ausgebaut. Zudem hatte mir BMW lediglich einen Mode 2 Kabel mit dem Wagen ausgeliefert (zum Anschluss an eine gewöhnliche Haushaltssteckdose) und auf Anfrage hin beim BMW-Empfang, konnte man mir nicht die Auskunft geben, ob ein Mode 3 Kabel (Typ 2) für das Leihfahrzeug ebenfalls zur Verfügung steht. Es war nur bekannt, dass bei der Wallbox ("Heimladestation") bei BMW, sich das Kabel anbei befindet. 

 

Nachdem ich mich nun informiert habe, ist nun folgendes zum Tanken zu sagen:

Ein Zugang zum Ladenetz ermöglicht „Plugsurfing“. Es handelt sich um einen E-Mobility Service Provider. Über deren App oder einen Ladeschlüssel (kann für ca. 10 Euro bestellt werden) kann man den Ladevorgag an einer E-Säule starten. Die App installiert man auf seinem Smartphone, registriert sich und hinterlegt eine Zahlungsmethode z. B. Paypal. Anschließend kann man Ladesäulen suchen, und erhält u.a. Informationen wie die Anzahl der Säulen, der Preis und ob diese belegt sind. An solch einer Säule angekommen, startet man den Ladevorgang mittels App, in dem man auf den „Start Button“ klickt oder mittels QR Code der ebenfalls via App eingecannt werden kann. Die Abrechnung erfolgt jeweils am Monatsende und beinhaltet lediglich die Ladekosten, weitere Kosten für die App oder eine Grundgebühr fallen nicht an. Fast Charger können dabei erheblich teurer sein, die normalen Ladestationen (11-22KW) bewegen sich zwischen 0,30€/kWh – 0,35€/kWh. Aktuell gibt es auch noch die eine oder andere kostenfreie Ladesäule. Eine weitere wichtige Information ist der Steckertyp der angeschlossen werden kann.

 

Update: Seit Februar 2019 (wow....) sind die Ladesäulen der Stadtwerke kostenpflichtig und funktionieren über die App "eCharge+". Inzwischen zähle ich 39 Normalladestationen der Stadtwerke Bielefeld und 5 Schnelladestationen - immerhin. (Der Ladepreis setzt sich hier aus einer monatlichen Grundgebühr von derzeit 4,00 Euro sowie einem Kilowattstundenpreis von 35 Cent (brutto) zusammen. Der Preis gilt für alle AC-Normalladesäulen des innogy-Verbunds inner- und außerhalb von Bielefeld.)

 

 

Zahlen auf den Tisch. Wie lange dauert der Ladevorgang? …Welche Steckertypen gibt es eigentlich?

Das Aufladen ist abhängig von folgenden Punkten:

  • Ladeleistung der Ladestation oder Steckdose
  • Kapazität der Batterie
  • Ladetechnik des E-Autos

Weitere Punkte die auf das Aufladen beeinflussen:

 

  • Mit steigendem Akku-Ladestand nimmt das Ladetempo ab. Die letzten 20 bis 30 Prozent brauchen länger.
  • Bei kalten, aber auch sehr heißen Temperaturen kann sich das Laden verlangsamen (ideal ist 15 bis 25 Grad Außentemperatur) 
  • Die Batterie kann wegen der Überspannungsgefahr nur bis 80 Prozent geladen werden

 

Die Ladedauer berechnet sich durch folgende Formel:

 

Kapazität der Batterie in Wattstunden/ Ladeleistung in Watt = Ladedauer

 

Da man bei BMW zunächst nur die Ah der Batterie in Erfahrung bringen kann, muss die Umrechnung auf kWh erfolgen. Die LithiumIonen-Zellen des BMW i3 (94 Ah) erreichen eine Kapazität von 33 Kilowattstunden (kWh) (3,75V x 94Ah x 96 = 33840 Wh oder 33,84 kWh)

 

Bei einer Ladekapazität von 33 kWh ergeben sich somit folgende Ladedauern:

2,3 kW - „Haushalts-Stecker“

14 Stunden

11 kW - Typ 2

3 Stunden

22 kW - Typ 2

1,5 Stunden

50 kW - CCS

0,7 Stunden

 

 

Man unterscheidet zunächst zwischen Mode 2 und 3 Ladekabel. Ein Mode 2 wird vom Autohersteller mitgeliefert und verbindet das Elektroauto mit der Haushaltssteckdose. Das Mode 3 Ladekabel verbindet das Elektroauto mit der Ladestation. Hier unterscheidet man zwischen Typ 1 und 2 (Standard im europäischen Raum). 

Es gibt noch weitere Steckerarten z. B. für den Tessla, auf die ich hier nicht weiter eingehe.

 

Wen es interessiert - hier die Wallboxen von BMW:

https://charging.bmwgroup.com/web/360electric-de/home-charging

(Preis: ~1000 €)

 

FAZIT

Meinung 2020:

 

Mein Diesel ist seit 2019 verkauft - ein Benziner ist es geworden. Modelle für die ich mich interessiere sind leider als Hybrid-Varianten nicht erhältlich gewesen und ein reines Elektro-Fahrzeug kommt aufgrund der noch immer niedrigen Reichweiten, noch ausbaufähigen Infrastruktur, der Optik (auch nicht Tesla) und wegen des Preises nicht in Frage. Ebenso bleibe ich gespannt, ob noch alternative Antriebe (z. B. Wasserstoff) an Schubkraft gewinnen. Der i3 ist mit Sicherheit ein tolles Fahrzeug - allerdings entspricht er nicht ganz der schnittigen Karosserie die ich üblicherweise bevorzuge - zudem erhalte ich irgendwie zu wenig Auto für so viel Geld.

Wer es sich aber Leisten kann, der möge zuschlagen! :-)

 

 

 

 

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